German Transcript of Blauland (Chapter 6)
„Los geht’s. Ich werde euch jetzt sagen, was wir als Nächstes unternehmen. Wir müssen eine Liste erstellen mit Dingen, die zu erledigen sind. Zuerst werde ich den Bürgermeister anrufen. Wir müssen bedenken, dass dies eine Angelegenheit von öffentlichem Interesse ist. Ich werde ihn bitten, ein Treffen mit einem Reporter zu arrangieren. Sicher wird er mich bei meinem Plan unterstützen.“
„Bei welchem Plan? Kannst du zum Punkt kommen?“ fragte Blaumädchen, sichtlich genervt.
„Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich auf eine solch große Gelegenheit gewartet. Mein Sohn, zeig uns die Trompete, bitte. Leg sie auf den Tisch. Du wirst heute nicht zur Schule gehen. Deine Mutter und ich, wir werden heute nicht zur Arbeit gehen. Anstelle deines Unterrichts werde ich dich mein System lehren, wie du das Beste aus deinem goldenen Talent machst und das Familieneinkommen steigerst. Ich werde eine Parade durchs Dorf organisieren, die ganze Familie wird teilnehmen. Du wirst vorne gehen und uns die Straße hinunterführen. Ich möchte, dass du deine Trompete so spielst, wie du es vorhin getan hast.“
„Papa, ich weiß ja nicht…“, versuchte Blaujunge einzuwerfen aber sein Vater sprach einfach weiter.
„Eure Mutter wird hinter dir laufen und mit meiner alten Kamera Fotos machen. Blaumädchen, du wirst das erste Model in Farbe sein. Du wirst neben deiner Mutter laufen. Und denk immer daran, zu lächeln und zu winken.“
„Und du?“ fragte seine Mutter mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ich werde hinten gehen und die Fragen der Leute beantworten, die uns zuschauen und unser Angebot vorstellen.“
„Welches Angebot?“ fragte Blaujunge.
„Wir werden Farbe verkaufen!“ kündigte sein Vater stolz an und strahlte in die Runde. Seine Familie schwieg erstaunt.
„Vielleicht sollten wir vorher etwas üben, damit wir genau wissen wie viel Macht die Musik hat“, dachte der Vater laut. Er räusperte sich und fuhr fort.
„Es ist wichtig, dass wir nur die Straße und vielleicht noch die Bäume an der Seite verändern. Stellt es euch als riesiges Werbeplakat vor. Ich verspreche euch, jeder in Blauland wird sich Farbe kaufen wollen. Es darf nichts schiefgehen, das ist sehr wichtig. Fall nicht hin, Blaujunge, während du spielst, sonst könntest du dir dein Knie verletzen oder, noch schlimmer, die magische Trompete beschädigen! Vergesst nicht meine goldene Regel, die ich euch schon tausendmal beigebracht habe: Wenn es keinen Preis hat, dann ist es nichts wert! Seid ihr bereit? Wir können eine Million machen! Guckt auf die Uhr, wir werden das Haus pünktlich
um vier Uhr verlassen. Wir werden die größte Parade bilden, die Blauland je gesehen hat!“
„Nein, wir werden nirgendwo hingehen!“ rief Blaujunges Mutter.
„Ich bin absolut gegen deinen blödsinnigen Plan. Ich mag die Idee überhaupt nicht. Diese wunderbare Kraft unseres Sohnes und seine magische Trompete sind ein Geschenk des Himmels, aber du behandelst es wie ein Produkt, das du verkaufen willst. Du würdest selbst deinen Sohn und deine Tochter verkaufen, um Geld zu machen, wenn du könntest. Du machst mich wahnsinnig mit all deinen dummen Geschäftsideen. Wir brauchen all das Geld nicht. Wir haben genug Geld, um Essen zu kaufen und ein gutes Leben zu führen. Du bist so sehr damit beschäftigt, über Zahlen nachzudenken, dass du darüber komplet dein Leben vergisst! Geld wird dir keine Liebe kaufen und Geld wird dir keine Freundschaft kaufen. Blaujunge hat eine wundervolle Kraft und er sollte sie einsetzen, um Menschen glücklich zu machen, nicht, um dich reich zu machen. Farben und Musik sollten kostenlos sein für jeden!“